FAKT | Das Erste | 10.04.2012 | 21:45 Uhr Syrien überwacht mit Siemens-Technik
Der Siemens-Konzern hat im Jahr 2000 Überwachungstechnik für Telefon
und Internet an Syrien verkauft. Die sogenannten Monitoring Center waren
für die syrische Mobilfunkgesellschaft Syriatel bestimmt. Das hat Nokia
Siemens Networks dem ARD-Magazin FAKT auf Anfrage bestätigt. Doch
offensichtlich machte Siemens auch später noch Geschäfte in syrischen
Telefongesellschaften. FAKT liegen interne Abrechnungslisten der
Aachener Firma Utimaco vor. Daraus geht hervor, dass Utimaco im Jahr
2005 notwendige Komponenten für Monitoring Center an Siemens geliefert
hat. In den Listen sind als Ziele Siemens Syrien und Syriatel vermerkt.
Utimaco erklärte auf Nachfrage, über Endkunden ihrer Lieferungen keine
Auskunft geben zu können.
Technik offensichtlich noch immer im Einsatz
Nach FAKT-Informationen schloss Nokia Siemens Networks im Jahr 2008
auch einen Vertrag mit dem syrischen Festnetzanbieter STE ab, der
ebenfalls ein Monitoring Center beinhaltete. Die gesamten "Monitoring
Center"-Verträge wurden FAKT zufolge im März 2009 in die damals neu
gegründete Firma Trovicor mit Sitz in München übergeleitet. Trovicor
wollte FAKT keine Auskunft über die Verträge geben.
Wie die deutsche Überwachungstechnik offensichtlich eingesetzt wird, schildert der Syrer Mohammed, der nach Deutschland geflüchtet ist. Er erzählt, dass er im Internet Videos von Demonstrationen gegen das Assad-Regime bereitgestellt hat. Als er später verhaftet worden sei, habe man ihm jeden einzelnen Schritt genannt, den er im Internet unternommen habe. Amnesty International kennt nach eigenen Angaben viele solcher Fälle. Für Rüstungsexperte Mathias John trägt die deutsche Technik dazu bei, Regimegegner zu unterdrücken.
Wie die deutsche Überwachungstechnik offensichtlich eingesetzt wird, schildert der Syrer Mohammed, der nach Deutschland geflüchtet ist. Er erzählt, dass er im Internet Videos von Demonstrationen gegen das Assad-Regime bereitgestellt hat. Als er später verhaftet worden sei, habe man ihm jeden einzelnen Schritt genannt, den er im Internet unternommen habe. Amnesty International kennt nach eigenen Angaben viele solcher Fälle. Für Rüstungsexperte Mathias John trägt die deutsche Technik dazu bei, Regimegegner zu unterdrücken.
Ströbele: Deutsche Firmen tragen Mitschuld an Situation
Auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele
kritisiert den Verkauf der Technik scharf. Ströbele sagte, es sei seit
Jahrzehnten bekannt gewesen, dass das Regime in Syrien seine Gegner
foltere. Wenn deutsche Firmen Überwachungstechnik zur Verfügung
stellten, unterstützten sie das Regime und machten sich mitschuldig.
Ströbele forderte zugleich die Bundesregierung auf, etwas zu tun, um den
Skandal in den Griff zu bekommen. FAKT ist: Der Export von
Überwachungstechnik nach Syrien ist erst seit Januar 2012 verboten. Die
Europäische Union hat das im Zuge des Syrien-Embargos beschlossen.