So schwierig wie die Situation in und um Israel sein mag,aber die unten zu
lesenden Äußerungen mancher Politiker dort,sind doch kaum besser,als das
was dem 85jährigen Günter Grass vorgeworfen wird,dass zumal beinah
ebenso wenig zutreffend ist,wie einige Passagen in dessen Gedicht!
= Manchen jüngeren Politikern dort,fehlt es offenbar an der nötigen
Auseinandersetzung mit der israelischen und jüdischen Vergangenheit.
08.04.2012
Begründung für Einreiseverbot
Israels Innenminister schimpft Grass "antisemitischen Menschen"
Tel Aviv - Die israelische Regierung schlägt nach dem umstrittenen
Grass-Gedicht "Was gesagt werden muss" mit aller Schärfe zurück:
Innenminister Eli Jischai erklärte den deutschen Schriftsteller zur
persona non grata und erteilte Grass Einreiseverbot.
Seine Anordnung unterlegte Jischai mit martialischen Worten: "Ich sehe
es als Ehre an, ihm die Einreise ins Heilige Land zu verbieten", so der
Politiker von der strengreligiösen Schas-Partei. Man müsse Grass
nun eigentlich den Literaturnobelpreis aberkennen, so Jischai weiter im
israelischen Rundfunk. Der von orientalischen Juden abstammende
Politiker verglich Grass' Äußerungen mit der antisemitischen Hetze, die
letztlich zum Holocaust geführt habe. "Man kann angesichts solcher Worte
einfach nicht schweigen", Grass sei ein "antisemitischer Mensch" und
"ein Mann, der eine SS-Uniform getragen hat".
Auch Israels Außenminister Avigdor Lieberman
von der nationalistischen Partei "Unser Haus Israel" wetterte gegen
Grass: Bei einem Treffen mit dem italienischen Regierungschef Mario
Monti sagte Lieberman: "Seine Äußerungen sind ein Ausdruck des Zynismus
eines Teils der westlichen Intellektuellen, die als Eigenwerbung und im
Willen, noch ein paar Bücher zu verkaufen dazu bereit sind, die Juden
ein zweites Mal auf dem Altar verrückter Antisemiten zu opfern."
Für Israels Politiker könnte die Causa Grass auch ein willkommener
Anlass sein, sich als Verteidiger der nationalen Interessen zu
profilieren. In der Knesset wird seit Wochen darüber gemunkelt, dass
Premier Benjamin Netanjahu die Wahlen vorziehen wolle.
Unter Intellektuellen sorgt das Einreiseverbot für Grass für geteilte Meinungen. Der bekannte israelische Historiker Tom Segev kritisierte den Erlass als "albern" und "zynisch".Israel rücke sich damit selbst in die Nähe fanatischer Regime wie Iran, so Segev im Interview mit SPIEGEL ONLINE.
SPD-Mann Mützenich: "Reaktion der israelischen Regierung ist unangemessen"
Der in Israel geborene deutsche Historiker Michael Wolffsohn hingegen verteidigte die Entscheidung aus Jerusalem. "Ich begrüße die Entscheidung der ansonsten auch von mir in vielen Punkten kritisierten Regierung Israels. Hier geht es nicht um den Innen- oder Premierminister, sondern ums Grundsätzliche. Ein Ex-SS-Mann ist keine moralische Instanz, schon gar nicht gegenüber den Opfer-Nachfahren", so Wolffsohn zu SPIEGEL ONLINE. "Unkoscheres wird auch durch den Nobelpreis nicht koscher, Bock bleibt Bock, Gärtner Gärtner und Scheinheiliges durch Selbstbeweihräucherung nicht heilig." Grass solle sich ans deutsche Sprichwort erinnern: "Jeder kehre vor seiner Türe." Das habe der Schriftsteller bislang zu wenig getan.
Kritik hingegen kam aus der deutschen Politik: Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, sagte "Handelsblatt online": "Die Reaktion der israelischen Regierung ist unangemessen und wird dem Thema nicht gerecht." Nötig sei eine sachliche Auseinandersetzung mit den Thesen von Grass. "Ein demokratisches und pluralistisches Land wie Israel kann auch kontroverse Meinungen ertragen, zumal die Ansichten von Günter Grass nicht antisemitisch sind."
Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, hält das Einreiseverbot für überzogen und falsch. "Das ist unsouverän und demokratisch nicht klug. Ich hoffe, dass man das noch einmal überdenkt", so Beck zu "Handelsblatt online".
Gleichzeitig äußerte Beck Verständnis für die Verärgerung in Israel. "Grass zeigt sich ignorant gegenüber der tatsächlichen Bedrohung Israels durch den Iran, den ständigen Angriffen auf Israels Staatsgebiet durch Raketen aus dem Gaza-Streifen und die Infragestellung seines Existenzrechtes durch den Iran und seinen Verbündeten in der Region."
Zustimmung für Grass auf Ostermärschen
Es ist nicht das erste Mal, dass Israel Ausländern als "Strafe" für kritische Äußerungen die Einreise verbietet:
Seit der Veröffentlichung des Gedichts "Was gesagt werden muss" hagelt es Kritik an Grass. Als bislang einziges Mitglied der Bundesregierung hat Außenminister Guido Westerwelle in die Debatte um das umstrittene Anti-Israel-Gedicht eingegriffen. "Israel und Iran auf eine gleiche moralische Stufe zu stellen, ist nicht geistreich, sondern absurd", schrieb Westerwelle in einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag".
anr/gy/dpa/dapdANZEIGE
Unter Intellektuellen sorgt das Einreiseverbot für Grass für geteilte Meinungen. Der bekannte israelische Historiker Tom Segev kritisierte den Erlass als "albern" und "zynisch".Israel rücke sich damit selbst in die Nähe fanatischer Regime wie Iran, so Segev im Interview mit SPIEGEL ONLINE.
SPD-Mann Mützenich: "Reaktion der israelischen Regierung ist unangemessen"
Der in Israel geborene deutsche Historiker Michael Wolffsohn hingegen verteidigte die Entscheidung aus Jerusalem. "Ich begrüße die Entscheidung der ansonsten auch von mir in vielen Punkten kritisierten Regierung Israels. Hier geht es nicht um den Innen- oder Premierminister, sondern ums Grundsätzliche. Ein Ex-SS-Mann ist keine moralische Instanz, schon gar nicht gegenüber den Opfer-Nachfahren", so Wolffsohn zu SPIEGEL ONLINE. "Unkoscheres wird auch durch den Nobelpreis nicht koscher, Bock bleibt Bock, Gärtner Gärtner und Scheinheiliges durch Selbstbeweihräucherung nicht heilig." Grass solle sich ans deutsche Sprichwort erinnern: "Jeder kehre vor seiner Türe." Das habe der Schriftsteller bislang zu wenig getan.
Kritik hingegen kam aus der deutschen Politik: Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, sagte "Handelsblatt online": "Die Reaktion der israelischen Regierung ist unangemessen und wird dem Thema nicht gerecht." Nötig sei eine sachliche Auseinandersetzung mit den Thesen von Grass. "Ein demokratisches und pluralistisches Land wie Israel kann auch kontroverse Meinungen ertragen, zumal die Ansichten von Günter Grass nicht antisemitisch sind."
Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, hält das Einreiseverbot für überzogen und falsch. "Das ist unsouverän und demokratisch nicht klug. Ich hoffe, dass man das noch einmal überdenkt", so Beck zu "Handelsblatt online".
Gleichzeitig äußerte Beck Verständnis für die Verärgerung in Israel. "Grass zeigt sich ignorant gegenüber der tatsächlichen Bedrohung Israels durch den Iran, den ständigen Angriffen auf Israels Staatsgebiet durch Raketen aus dem Gaza-Streifen und die Infragestellung seines Existenzrechtes durch den Iran und seinen Verbündeten in der Region."
Zustimmung für Grass auf Ostermärschen
Es ist nicht das erste Mal, dass Israel Ausländern als "Strafe" für kritische Äußerungen die Einreise verbietet:
- Der jüdische Linguistik-Professor Noam Chomsky aus den USA etwa saß vor zwei Jahren an der Grenze in Jordanien fest.
- Im vergangenen Sommer hinderte Israel mehrere hundert pro-palästinensische Aktivisten daran, ins Westjordanland zu reisen.
- Im Oktober 2010 wies Israel die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire nach einwöchiger Internierung aus. Sie war nach Israel gereist, um sich mit israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten zu treffen.
- Der Dirigent Daniel Barenboim hatte 2001 ein Tabu gebrochen und Musik des in Israel wegen seiner antisemitischen Ansichten verpönten Komponisten Richard Wagner gespielt. Daraufhin gab es zahlreiche Forderungen, ihn zur unerwünschten Person zu erklären - was jedoch letztlich nicht passierte.
Seit der Veröffentlichung des Gedichts "Was gesagt werden muss" hagelt es Kritik an Grass. Als bislang einziges Mitglied der Bundesregierung hat Außenminister Guido Westerwelle in die Debatte um das umstrittene Anti-Israel-Gedicht eingegriffen. "Israel und Iran auf eine gleiche moralische Stufe zu stellen, ist nicht geistreich, sondern absurd", schrieb Westerwelle in einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag".